Der Weg des Yoga
The longest journey begins with a single step.
Patanjali
Auf den ersten Blick mag die Frage „Was ist Yoga?“ zunächst einmal banal klingen. Schließlich ist Yoga doch schon seit Jahren in aller Munde und ist so etwas wie eine Trendsportart. Jedoch steckt hinter Yoga weit mehr als die Ausführung der Übungen, oder Asanas, wie sie im Sanskrit genannt werden und das wofür Yoga bei uns im Westen hauptsächlich bekannt ist.
Eines der wichtigsten Werke im Yoga ist sind die Yoga Sutras von Patanjali. Sie bilden die Grundlage des Yoga. Die Yoga Sutras bestehen aus vier Büchern. Das erste Buch sieht Yoga durch das Auge der menschlichen Psychologie. Es wird darauf eingegangen, wie unser Geist funktioniert und wie er durch die Yogapraxis gestillt werden kann. Das zweite Buch widmet sich dem Weg der Befreiung von Leiden, auch wenn Schmerz unvermeidlich ist. Im dritten Buch beschreibt Patanjali die physischen Kräfte, die durch den achtgliedrigen Weg freigesetzt werden können. Das vierte Buch setzt sich mit der Absolutheit auseinander, die durch den achtgliedrigen Pfad erreicht werden kann. Das Ziel ist die Vereinigung mit dem reinen Bewusstsein und dass wir unsere wahre Natur als Verkörperung erkennen.
Bis heute konnte noch nicht abschließend geklärt werden, ob es sich bei Patanjali um eine Person oder mehrere Personen handelte. Nach Patanjali ist das Ziel die Erreichung eines stillen Geistes, sodass das wahre Selbst enthüllt werden kann. Hierfür bietet er einen Leitfaden, mit dem wir unser Leiden verringern können, uns selbst erforschen und weiterentwickeln, um so zum Ziel des stillen Geists zu gelangen.
Der Weg des Yoga ist einzigartig. Yoga ist einzig und alleine eine Erfahrung, und die muss man erleben, um sie zu kennen.
Patanjali
Yamas (Umgang mit der Umwelt)
Die Yamas beschreiben das Verhalten gegenüber anderen in der Gesellschaft. B.K.S. Iyengar erklärt in „Light on the Yoga Sutras“, dass die Yamas unabhängig von Zeit, gesellschaftlicher Schicht und Ort sind. Egal wer wir sind, woher wir kommen oder wie viel Yoga wir praktizieren oder auch nicht, wir alle können versuchen die Yamas zu verankern.
Die Yamas bestehen aus fünf Unterpunkten:
- Ahimsa (Gewaltlosigkeit)
Wenn wir im Sinne von Ahimsa handeln, fügen wir uns selbst, anderen Lebewesen oder der Natur keinen körperlichen Schaden zu, vermeiden negative Gedanken gegenüber anderen und uns selbst und verfolgen mit unserem Handeln ein Ziel der Harmonie. - Satya (Aufrichtigkeit)
Satya bedeutet Ehrlichkeit oder auch Wahrhaftigkeit. Es geht darum, nachzudenken bevor man sprich, sich der Konsequenzen des eigenen Handelns bewusst sein, die Wahrheit zu denken und sprechen. Alle Aspekte unseres Lebens können von der Anwendung der Lehren von Satya profitieren. - Asteya (nicht stehlen)
Bei Asteya geht es darum, nichts zu nehmen, was nicht freiwillig gegeben wird. Dies kann aber auch weiter geführt werden. Zum Beispiel ein respektvoller Umgang mit der eigenen Zeit aber auch der von Mitmenschen, sich selbst Anerkennung zu schenken und die Leistungen anderer zu honorieren. - Brahmacharya (das richtige Maß finden)
Brahmacharya kann als die richtige Energieverwendung verstanden werden. Wie nutzen und lenken wir unsere Energie eigentlich? Brahmacharya ruft auch das Gefühl hervor, unsere Energie weg von äußeren Wünschen zu lenken – Dinge, die im Moment großartig sind, aber letztendlich doch vergänglich – hin zu Frieden und Glück in uns selbst. - Aparigraha (nicht horten)
Dieses Yama lehrt uns, nur das zu nehmen, was wir brauchen, nur das zu behalten, was uns im Moment dient, und loszulassen, wenn die Zeit reif ist.
Niyamas (Umgang mit sich selbst)
Niyama bezieht sich in der Regel auf die Pflichten, die wir uns selbst gegenüber haben, kann aber auch mit unseren Handlungen gegenüber der Außenwelt in Verbindung gebracht werden
- Shauca (Reinheit)
Das Erkennen, welche Gewohnheiten, Verhaltensweisen uns helfen und welche nicht und zu einem Zustand zu gelangen, in dem alles, was wir tun, uns hilft, glücklicher, gesünder, wacher und bewusster im Leben zu sein. - Santosha (Zufriedenheit)
Santosha bedeutet einfach zu akzeptieren und zu schätzen, was wir haben und was wir bereits sind, und sich von dort aus vorwärts zu bewegen. - Tapas (Selbstdisziplin)
Tapas bedeutet einen Sinn für Selbstdisziplin, Leidenschaft und Mut zu kultivieren, um körperliche, geistige und emotionale Unreinheiten zu beseitigen und den Weg zu unserer wahren Größe zu ebnen. - Svadhyaya (Selbstreflexion)
Indem wir unserem Selbst Aufmerksamkeit schenken, werden wir uns der Dinge bewusster, die wir tun und die uns schaden, aber auch derer, die uns dienen und uns dem Prozess des „Verbindens“ mit dem wahren Selbst näher bringen. - Ishvara Pranidhana (Vertrauen)
Dieses Niyama bedeutet im Wesentlichen, eine tiefe und vertrauensvolle Beziehung zum Universum zu pflegen.
Asanas (Umgang mit dem Körper)
An dritter Stelle stehen die Asanas, das wohl bekannteste was wir in der westlichen Welt mit Yoga verbinden. Asanas ist die körperliche Praxis von Yoga. Sie helfen uns Yoga physisch in unser Leben zu integrieren.
Pranayama (Umgang mit dem Atem)
Das Wort Prana bedeutet Energie oder Lebensquelle. Es kann verwendet werden, um die eigentliche Essenz zu beschreiben, die uns am Leben hält, sowie die Energie im Universum um uns herum. Prana beschreibt auch oft den Atem. Mit der Art und Weise, wie wir atmen und arbeiten, beeinflussen wir den Geist. Durch Pranayama, also Atemübungen, können wir einen ruhigen Geist schaffen, indem wir den Atem passiv beobachten oder ihn aktiv regulieren.
Pratyahara (Umgang mit den Sinnen)
Pratya bedeutet sich zurückziehen, entziehen. Arara bezieht sich auf alles, was wir selbst aufnehmen, wie z.B. die verschiedenen Anblicke, Geräusche und Gerüche, die unsere Sinne ständig aufnehmen. Der Ausdruck „Sinnesentzug“ könnte das Bild vermitteln, dass durch Konzentration die Sinne „ausgeschaltet“ werden können. Statt jedoch die Fähigkeit zu verlieren, zu hören, zu riechen, zu sehen, zu fühlen, verändert die Praxis des Pratyahara unseren Geisteszustand so, dass wir so sehr in dem aufgehen, worauf wir uns konzentrieren, dass uns die Dinge von außen nicht stören und wir nicht abgelenkt werden.
Dharana (Konzentration)
Dharna bedeutet fokussierte Konzentration und ist Pratyahara sehr ähnlich. Um sich auf etwas konzentrieren zu können, müssen sich die Sinne zurückziehen, so dass die gesamte Aufmerksamkeit auf diesen Punkt der Konzentration gerichtet ist.
Dhyana (Meditation)
Dhyana ist ein Zustand, der über die Konzentration hinausgeht. Wenn wir völlig in den Fokus der Meditation versunken sind, dann meditieren wir wirklich.
Samadhi (innere Freiheit/Zufriedenheit)
Das Wort Samadi bedeutet Glückseligkeit, Erleuchtung. Dies ist der letzte Schritt auf dem Weg des Yoga nach Patanjali. Nachdem wir unsere Beziehungen zur Außenwelt und zu unserer eigenen inneren Welt neu geordnet haben, kommen wir zum Finale der Glückseligkeit.
Praktizierst du Yoga auch abseits der Matte?