Jeder von uns hat Grenzen – im Privat- und im Berufsleben, in Beziehungen und Freundschaften. Unsere Grenze ist der Punkt, an dem wir unsere Ruhe verlieren, wenn wir weiter gehen. Wenn wir unsere Grenzen dauerhaft überschreiten, dann kann dies zu Problemen wie Ängste, Erschöpfung, Depression oder Schlaflosigkeit führen.
Was im Körper passiert, wenn wir keine Grenzen setzen
Wenn wir nicht auf unsere Bedürfnisse achten und Grenzen ziehen, dann können wir uns erschöpft bis ausgebrannt fühlen. Wenn wir immer unter Stress stehen ist auch unser Nervensystem immer aktiviert. Unsere Laune verschlechtert sich zunehmend und wir rutschen leicht in die Opferrolle. Generell fällt es uns schwerer uns unserer eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden. So können wir leicht in einen Teufelskreis geraten.
Dies zeigt, dass gesunde Grenzen eine Form der Selbstfürsorge sind. Wenn wir Grenzen setzen, können wir unseren persönlichen emotionalen und physischen Raum schützen. Gesunde Grenzen ermöglichen es uns, offen, neugierig und empfänglich auf die Welt zuzugehen. Sie helfen uns zu wissen, wo wir stehen, wie wir stark und klar auftreten können, ohne defensiv oder übermäßig aggressiv zu werden.
Zudem ermöglichen Grenzen anderen Menschen zu wissen, wo sie stehen, wie weit sie uns drängen können und wie sie ihre Forderungen und Wünsche an unseren Werten orientieren können.
Was Achtsamkeit mit Grenzen setzen zu tun hat
Achtsamkeit setzt genau hier an. In der Achtsamkeit machen wir uns bewusst, was in uns und um uns herum vor sich geht. Wenn wir uns dessen bewusst sind, dann können wir leichter feststellen, was wir in einem bestimmten Moment benötigen. Achtsamkeit lehrt uns auch in den gegenwärtigen Moment zurückzukehren. Auch dies unterstützt uns beim Grenzen setzen. Schließlich lädt Achtsamkeit dazu ein, sich auf unsere Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen einzustimmen. Diese Achtsamkeit kann uns Aufschluss darüber geben, welche Engagements und Beziehungen unsere Grenzen unterstützen und welche sie untergraben.
NEIN ist ein kompletter Satz.
Er braucht weder Erklärung, noch Rechtfertigung
Beispiele, wie du Grenzen setzen kannst
- Bringe dich regelmäßig in deine innere Mitte zurück
Nimm dir täglich ein paar Minuten Zeit für dich, sei es für eine Meditation, eine Gehmeditation, achtsame Bewegung oder einfach einen Moment der Stille. Dies hilft dir dabei dir deines Selbst bewusster zu werden und effektiver Grenzen zu setzen.
- Beginne deinen Satz mit „Vielleicht“
Wenn dich jemand bittet etwas zu tun, dann antworte das nächste Mal mit „Vielleicht“. Dies gibt dir Zeit kurz in dich hinein zu hören, ob du der Bitte nachgehen möchtest.
- Sei direkt und präzise
Wenn eine Person deine Grenze überschreitet oder du eine Grenze setzen möchtest, dann versuche sie direkt und mit Nachdruck zu formulieren. Wenn du dich unwohl fühlst, dem Gegenüber diese Grenze direkt mitzuteilen, dann nimm dir gerne Zeit und schreibe deine Gedanken auf. Wenn du dich bereit fühlst, dann formuliere die Grenze auf eine freundliche und prägnante Weise.
- Fühle dich wohl mit deiner Grenze
Wenn wir in uns hinein hören, dann sollte es sich gut anfühlen, wenn wir Grenzen setzen.
Grenzen und Yoga
Auch Yoga kann uns das bieten, was wir brauchen, um Grenzen zu setzen und uns dabei nicht schuldig zu fühlen, auch wenn wir sie einhalten.
Die erste Grenze in der Asanapraxis ist die Yogamatte. Diese Grenze ist sichtbar und klar definiert. Hier lernen wir uns zu öffnen und uns hinzugeben. Hier werden auch unsere Widerstände, Kämpfe und Muster deutlich. Sie kann eine Art sicherer Hafen sein, auf der wir ausprobieren dürfen, ohne Angst vor Fehlern haben zu müssen. Gerade in der Asanapraxis können wir schnell an unsere Grenzen kommen, da wir vielleicht anatomische einfach nicht in der Lage sind, eine bestimmte Asana auszuführen. Und das ist auch völlig in Ordnung. Vielmehr als uns darauf zu konzentrieren, dass wir enttäuscht sind, eine Asana nicht ausführen zu können, können wir unseren Fokus darauf legen, uns zu fragen, wie wir uns fühlen, wenn wir uns überanstrengen (auf und abseits der Matte).
Yoga lehrt uns, unsere persönlichen Grenzen zu erkennen. Yoga ist eine Reise der Bewusstheit, die unsere Gewohnheitsmuster aufdeckt. Mit dem Bewusstsein öffnen wir uns für Veränderung, für die Entwicklung gesunder Grenzen, für Wachstum.
Grenzen zu setzen, erfordert Praxis. Und wenn du deine Grenze überschreitest, dann werde dir dessen bewusst und gehe nicht zu hart mit dir ins Gericht. Je öfter wir erfolgreich im Grenzen setzen sind, desto bewusster werden wir uns, wenn sie bedroht sind. Es ist auch nicht egoistisch, Grenzen zu definieren. Es ist ein Beitrag zu unserer körperlichen, geistigen und emotionalen Gesundheit.
Selbstreflexion
Welche Grenzen habe ich, die mir dienen, die ich aber nicht einhalte? Was hält dich davon ab, sie zu respektieren?
Was könnte ich tun, dass ich meine eigenen Grenzen einhalte?